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Zum Abschied

Der Abschied ist nur für diejenigen, die mit ihren Augen lieben. Denn für jene, die mit Herz und Seele lieben, gibt es kein Ding der Trennung.

«Der Tod ist nicht das Ende, nicht die Vergänglichkeit, der Tod ist nur die Wende, Beginn der Ewigkeit.»

Steht nicht an meinem Grab und weint,
ich bin nicht da. Nein ich schlafe nicht.

Ich bin tausend Winde, die wehen.
Ich bin das Glitzern der Sonne im Schnee.
Ich bin das Sonnenlicht auf reifem Korn.
Ich bin der sanfte Regen im Herbst
Und wenn du erwachst an der Morgenfrühe,
bin ich das schnelle Aufsteigen der Vögel im kreischenden Flug.
Ich bin das sanfte Sternenlicht der Nacht.

Steht nicht an meinem Grab und weint,
ich bin nicht da. Nein ich schlafe nicht.

Harry Meister
29.12.1958–10.09.2023

Meine lieben Freunde und Freundinnen,

am 27. Juni 2021 bin ich zum ersten Mal «gestorben» und habe in der Nacht auf den 28. Juni 2021 ein Leben erhalten, dass ich so nie wollte. Noch während der Operation flehte ich darum, mich bitte «gehen» zu lassen.

Uner­trägliche Schmerzen und eine komplette Quer­schnitt­lähmung ab dem 2. Brust­wirbel erwarteten mich nach einer abenteuer­lichen Not­operation. Die Ärzte setzten alles daran, mein Leben zu retten, dachten leider nie daran ob ich dies denn über­haupt wolle.

Mir wurde damals ein Leben geschenkt, das ich wieder zurück­geben möchte. 800 Tage lang kämpfte ich mich, dank der gross­artigen Hilfe von Angi, zurück in ein Leben, dass ich so nicht wollte. Ja, kämpfen kann ich, doch jeder Kämpfer wird müde, leider auch mürbe. Täglich trotzten wir den Wider­lich­keiten, die sich niemand, der nicht selber be­troffen ist, vor­stellen kann – und lächelten dabei. Niemals auf­geben und positiv bleiben, das war unser Credo, denn die Hoffnung stirbt zuletzt.

Doch trotz allen An­strengungen und un­glaublichem Kraft­aufwand ist es mir nicht gelungen, dieses neue Leben mit Würde zu ge­stalten. Alles, was wir zwei die letzten 800 Tage erreicht haben, war die Gewiss­heit, dass wir niemals klagen werden. Denn meine Würde ist un­ver­handel­bar – und so muss ich sie immer wieder aufs Neue ver­teidigen. Meine Auto­nomie und Kontrolle zu bewahren, bevor ich meine Urteils­fähigkeit verliere und andere für mich ent­­scheiden müssen, dass war und ist mir ganz wichtig.

In dubio pro vita.

Weil der Tod zum Leben gehört, impliziert das Recht auf Leben aber auch das Recht auf Sterben. Darum mein Entscheid, selbst­bestimmt und in Würde sterben. Ich bin sicher, dass ihr meinen ge­wählten Weg ver­stehen könnt. Darin sehe ich ihn als eine Be­freiung und freue mich auf das, was danach kommt.

Fühlt euch umarmt und geniesst das Leben mit all seinen wunderbaren Facetten.

In ewiger Vertrautheit
Harry Kornelius Eduard Meister

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